Schaffe ich die Schule oder schafft sie mich?

13.07.2022

Lehrkräfteseminar: Resilienz

In allen Berufen erfahren die dort Tätigen Anforderungen, Herausforderungen und Grenzen. Da sind die Lehrer*innen keine Ausnahme. Genau so geht es im Berufsalltag dem Krankenpflegepersonal oder auch den Mitarbeiter*innen in Supermärkten und allen anderen Berufsgruppen. Erstaunlicherweise ist das für ca. 1/3 der Personen kein Thema: sie bewältigen die alltägliche Belastung ohne weitere Beeinträchtigungen.
Viele fragen sich jedoch: „Wie schaffe ich es, dass ich gegenüber diesen alltäglichen, manchmal auch extremen, Herausforderungen widerstandsfähig – resilient – werde? Wie sorge ich gut für mich selbst?“

Ein Fußball sollte im Normalfall nach einem heftigen Tritt – jedes Spiel gibt ihm davon eine Vielzahl mit – wieder in die Ausgangsform zurückspringen. Nach einer komplett durchgespielten Saison ist jedoch etwas Pflege erforderlich: Wie sieht es aus mit dem Luftdruck? Halten die Nähte noch? Wie sieht es mit der abgestumpften Farbe aus?

Die Übertragung derartiger Fragen auf den Lehrerberuf war einer der Inhalte der Fortbildung „Resilienz“. Als Referenten durfte die BBS 1 an zwei Terminen Ludger Verst begrüßen. Er ist Schul- und Krisenseelsorger im Bistum Mainz, Berater und Supervisor an Schulen und arbeitet als personenzentrierter Berater in eigener Praxis.

Beim Thema Resilienz geht es um eine Art Krisenkompetenz, die nicht gleichbedeutend ist mit einem „Stehaufmännchen“-Effekt. Vielmehr geht es darum, ein Bewusstsein für die besonderen Umstände des je eigenen Lebens zu schaffen, um so den Herausforderungen und Belastungen besser standhalten zu können. Es gilt nicht, sich selbst als Opfer ungünstiger Umstände zu sehen, sondern in der Überzeugung zu leben, das eigene Leben positiv gestalten zu können. Es wurde der Blick auf Resilienz fördernde Grundhaltungen wie Selbstakzeptanz und Selbstsorge sowie auf Resilienz fördernde Orientierungen wie Optimismus und Kreativität gelenkt. Der praktische Teil in Einzel- und Kleingruppenarbeit hat den Teilnehmenden die Möglichkeit gegeben, das eigene Wirken und die eigenen Einstellungen kritisch zu hinterfragen und Handlungs- und Denkalternativen anzulegen. Ein großes Dankeschön gilt dem Referenten Ludger Verst, der neue Denkräume eröffnet und praktische Übungen für die individuelle Weiterarbeit an die Hand gegeben hat.
Beruhigend: ein Großteil der Menschen bildet Widerstandsfähigkeit aus. Eine gute Übung ist es, sich im Alltag, manchmal eben auch im Rahmen einer etwas größeren Inspektion, mit der Selbstfürsorge zu beschäftigen.

Orientierung können die folgenden Worte der Teresa von Avila bieten:
Tu deinem Leib des öfteren etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.

Von: Alfred Schäfer und Katharina Schmitz
(Vorsitzende der Fachschaften evangelische und katholische Religion)