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Selbstorganisiertes Lernen – wir leben unser Leitbild

18.03.2022

Getreu unseres Leitbildsatzes „Gemeinsam sind wir lernfreudig“ haben sich am 9. und 10. März 2022 Schüler:innen und Lehrer:innen in der Aula unserer Schule versammelt, um ihren Unterricht weiter zu entwickeln. Die beiden Tage beinhalteten unterschiedliche Entwicklungsschwerpunkte. Den ersten Tag bestritten die Pilotgruppen der Fachinformatiker:innen und der Nahrungsabteilung mit der Zielsetzung, optimierte SMART-Pläne in ihren Unterrichtsalltag zu implementieren und durch wiederholten Gebrauch zu verstetigen.

Der zweite Tag unserer gemeinsam geteilten Lernfreude entsprang dem Bedürfnis, für das berufliche Gymnasium eine Vision entwickeln zu wollen, die unserer Verantwortung gerecht wird, Schüler:innen auf die komplexen Herausforderungen einer immer weniger kalkulierbaren und sich rasant verändernden Zukunft vorzubereiten. Wenn wir gemeinsam etwas verändern möchten, ist es wichtig, diejenigen zu befragen, die die Nutzer:innen der Veränderungen sind und so setzte sich der Kreis der Teilnehmenden nicht nur aus den Klassenleitungen der Jahrgangsstufe 11 und den SOL-Lernmaster:innen, sondern selbstverständlich paritätisch aus Schüler:innen unserer Jahrgangsstufen 13 und 11, einem Schüler der Berufsfachschule 2 und zwei Studierenden zusammen.

Impulsgebend für die Weiterarbeit war ein Vortrag von Dr. Herold, der die Voraussetzungen und Bedingungen für das Lernen aus wissenschaftlicher Perspektive zusammenfasste. Ein einfacher, vor Ort durchgeführter Versuch (das Häkelexperiment) veranschaulichte, dass Lehrer:innen bei ihrer Unterrichtsplanung einen Mittelwert des Lernstands voraussetzen, da Heterogenität als problematisch begriffen wird. Interessanterweise konnte aus dem Ergebnis des Experiments analog abgeleitet werden, dass Schüler:innen einen unterschiedlichen Lern- und Entwicklungsstand mitbringen, aber schulisch synchronisiertes Lernen diesen individuellen Ausgangslagen nicht gerecht wird.

Diese spielerisch erlangte Erkenntnis belegte Dr. Herold mit einem wissenschaftlichen Forschungsergebnis der Universität Konstanz, an dessen Zustandekommen er beteiligt war. Die Herausforderung des „New Work“ ist der bedingende Ursprung für eine Veränderung der Lehr- und Lernkultur, denn die zunehmend komplexer werdende Welt stellt unbekannte Anforderungen an die jetzigen und zukünftigen Generationen, welchen die seit Jahrzehnten tradierten Lehrkonzepte nicht mehr gerecht werden. Das Fazit des Vortrags lautete somit, dass wir eine veränderte Lehr- und Lernkultur brauchen, die uns abverlangt, Komfortzonen zu verlassen, antidisziplinär und multiperspektivisch zu denken, nachhaltige Formen der Kooperation und neue Formen des Lernens und des Lehrens zu entwickeln, zu erproben, zu evaluieren und zu implementieren, um der Komplexität angemessen begegnen zu können.

Nach dem Impulsvortrag von Dr. Herold (den Vortrag können Sie hier abrufen) schufen die Akteure in einem Brainstorming und unter dem Titel „Wie kann das Berufliche Gymnasium der Zukunft aussehen?“ Voraussetzungen für zukünftige Planungen. Vorab erfassten die Beteiligten, unterteilt in drei Gruppen, die Nutzerperspektive zweier „Musterschüler:innen“ der Generation Z, die typischerweise das Berufliche Gymnasium besuchen.

Ihre Ideen vermerkten die Akteure auf Metaplankarten und im Anschluss präsentierten jeweils eine Lehrkraft und ein Schüler/ eine Schülerin gemeinsam ihre Ergebnisse. Lebensweltbezug, zukunftsorientierte Skills, Lehren und Lernen auf Augenhöhe, der Wunsch nach mehr Beratung, selbstbestimmtes und individualisiertes Lernen mit Übernahme von mehr Verantwortung, individuelle Zeitplanung, vernetzter Unterricht, kooperatives Lernen, das Ausrichten der Notengebung am Lernfortschritt und Wohlfühlräume sind nur einige der aufgezählten Grundgedanken, die hier genannt werden sollen.

Die Wertschätzung für diese demokratisch entstandenen Ansprüche rechtfertigt es, sie als Ausgangslage zur Ableitung weiterer Schritte im Unterrichtsentwicklungsprozess zu nutzen. Was machen wir daraus? Das ist die spannende Frage, die uns bei unserer zukünftigen Entwicklungsarbeit leiten wird. Weitere Schritte müssen folgen und jede(r) ist eingeladen, sich gemeinsam mit uns auf den Weg zu machen …