Startseite » Aktuelle Themen » News » Klassenfahrt der Zimmerer-Oberstufe 23
Im Zeitraum vom 07.10 – 10.10.2025 fand die Klassenfahrt der Zimmerer-Oberstufe 23 der BBS 1 Mainz im wunderschönen Schwarzwald statt. Untergebracht waren wir in einem gemütlichen Heu-Hotel im Gutachtal in Hornberg – einem Ort, der wohl als Ursprung der Redewendung vom „Hornberger Schießen“ gilt.
Während der Klassenfahrt absolvierten wir ein abwechslungsreiches Programm: Wir nahmen an einer Fachschulung bei Pro Klima in Schwetzingen teil, besuchten in Eschbach den neuen Produktionsstandort der Firma Gutex, erhielten im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof spannende Einblicke in das historische Zimmererhandwerk und bekamen eine Führung durch das Ziegelwerk der Firma Wienerberger am Standort Eisenberg. Zu diesen Programmpunkten folgen im Anschluss ausführlichere Berichte.
Die Abende verbrachten wir in geselliger Runde: Es wurde gemeinsam gekocht, gespielt, gelacht – und bei Nachtwanderungen oder einem kurzen Bad im Bach genossen wir die besondere Atmosphäre des Schwarzwalds. Wir blicken auf eine rundum gelungene Klassenfahrt zurück, bei der wir nicht nur fachlich viel gelernt, sondern auch als Klassengemeinschaft deutlich enger zusammengefunden haben.
Wir bedanken uns bei unseren Berufsschullehrer*innen Herr Greipel und Frau Zerbe und ganz besonders Frau Zeuner für das Organisieren und Ermöglichen dieses eindrucksvollen Erlebnisses.
Außerdem bedanken wir uns recht herzlich bei der Firma Beinbrech für das großzügige Sponsoring der Busfahrten.
Seminar bei Pro Klima
Das Seminar bei Pro Klima begann mit einer Einführung in die Themen Luftdichtheit und Feuchtigkeitsmanagement von Gebäuden. Besonders eindrucksvoll war die Erkenntnis, dass bereits eine nur 1 mm breite Fuge das Eindringen von Feuchtigkeit in ein Bauteil um das 1.600-Fache erhöhen kann – ein eindrückliches Beispiel für die Bedeutung luftdichter Bauweisen.
Anschließend wurde erläutert, wie sich Feuchtigkeit in unterschiedlichen Bauteilen verhält und in verschiedenen Szenarien und Bauteilen erläutert, wann eine Hinterlüftung sinnvoll ist, wie die Luftdichtheit an Maueranschlüssen zu erreichen ist und wie sich die Kondensationsgrenze bei unterschiedlichen Dämmmengen vor und hinter der Dampfbremse verschiebt.
Danach wurden verschiedene Arten für das Dämmen im Dach vorgestellt, unterschiedliche Möglichkeiten die Dampfbremse, um oder auf den Sparren und Dämmmatten zu verlegen und welche Vor- und Nachteile dadurch entstehen.
Besonders praxisnah war der Teil, in dem wir selbst Hand anlegen durften: An bereitgestellten Modellen testeten wir die zwei gängigsten Methoden zum Verlegen von Dampfbremsen mit realen Produkten wie Folien und Klebebändern und überprüften die Dichtheit unserer Arbeit. Dabei zeigten sich typische Schwachstellen, auf die es in der Praxis besonders zu achten gilt.
Zuletzt wurde uns noch ihr sprühbares Fugenmittel zum Erreichen der Luftdichtheit präsentiert, welches an schlecht erreichbaren stellen und schwierigen Oberflächen dem klassischen Klebeband durchaus überlegen ist, auch wenn dafür ein Kompressor notwendig ist.
Das Seminar war insgesamt sehr praxisorientiert und interessant gestaltet. Durch die Mischung aus Theorie, praktischen Übungen und gut geplanten Pausen blieb die Aufmerksamkeit hoch und der Lerneffekt groß.
Gutex Bericht
Der Besuch im Gutex-Werk in Eschbach begann mit einer Einführung in die Firmengeschichte und die Entwicklung der Weichfaserdämmung. Ein Mitarbeiter erklärte, dass solche Dämmplatten zwar bereits Anfang der 1990er Jahre vereinzelt genutzt wurden, sich ihr breiter Einsatz jedoch erst ab den 2000er Jahren durchsetzte.
Die allgemeine Nutzung begann dann in den 2000er. Zudem erklärte er auch die Reichweite der Firma. Nach nicht nur bildlicher, sondern auch praktischer Darstellung mit Dämmplattenstücken endet die Präsentation. Im weiteren Verlauf stellte er die Produktpalette sowie die Systemlösungen des Unternehmens vor. Nach einer anschaulichen Präsentation, die sowohl visuelle Darstellungen als auch praktische Beispiele mit Dämmplattenstücken beinhaltete, folgte eine Führung durch das Werk.
Dabei erhielten wir detaillierte Einblicke in die Produktionsprozesse, die eingesetzten Maschinen und die Organisation eines modernen Industriebetriebs. Während der gesamten Führung konnten wir Fragen stellen und sie wurden immer konkret und direkt beantwortet. Der Besuch vermittelte uns somit nicht nur technisches Wissen, sondern auch ein gutes Verständnis für die Abläufe in einem großen Holzbauunternehmen.
Besuch im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof
Ein weiteres Highlight der Fahrt war der Besuch des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof, das 1946 gegründet wurde und zu den ältesten Freilichtmuseen Deutschlands zählt. Ausgangspunkt war der Vogtsbauernhof selbst, der immer noch an seiner ursprünglichen Stelle steht. Nach und nach kamen weitere historische Gebäude aus verschiedenen Regionen des Schwarzwaldes hinzu, die dort sorgfältig abgebaut und im Museum originalgetreu wiederaufgebaut wurden.
Heute repräsentieren die Häuser im Museum sechs unterschiedliche Baustile, die sich an den jeweiligen klimatischen Bedingungen und regionalen Besonderheiten orientieren. Besonders beeindruckend war zu erfahren, dass der Bau eines solchen Schwarzwaldhauses etwa ein Jahr dauerte und die Ausrichtung an Sonne und Gewässern eine entscheidende Rolle spielte.
Die Führung vermittelte anschaulich, wie präzise die Zimmerleute vor Jahrhunderten gearbeitet haben. Ein besonders spannender Moment der Führung war die Erklärung einer Dachkonstruktion, bei der die Pfosten nur bis zur obersten Geschossebene reichten und das Dachgeschoss oben aufgesetzt wurde. So blieb der Innenraum frei von störenden Pfosten, um mit den Ochsenkarren zu wenden. Eine beeindruckende Konstruktionstechnik, die die Führerin treffend kommentierte:
„So war Hallenbau vor 400 Jahren.“
Der Bau eines solchen Schwarzwaldhauses dauerte etwa ein Jahr. Bis zum Sommer war in der Regel der untere Gebäudeteil fertiggestellt, im August und September wurden dann die Sparren („Raven“) aufgelegt. Die Bauplanung erfolgte präzise: Die Häuser wurden im Maßstab 1:1 aufgezeichnet, und die Pfosten liefen durch alle Geschosse hindurch. Zum Richtfest gab es einen besonderen Brauch. Der stärkste Ochse, der beim Bau half, wurde geschlachtet und sein Kopf an den First gehängt, um den erfolgreichen Abschluss zu feiern und das Haus zu „schützen“.
Der Besuch machte deutlich, wie weit entwickelt das traditionelle Holzbauhandwerk bereits war und wie viel wir auch heute noch aus diesen historischen Techniken lernen können. Ein spannender Einblick in die Geschichte unseres Handwerks.
Ausflug Wienerberger Ziegelwerk Eisenberg
Zum Abschluss der Klassenfahrt besuchten wir das Ziegelwerk der Firma Wienerberger in Eisenberg. Nach einer freundlichen Begrüßung durch den Werksleiter erhielten wir einen Überblick über die 150-jährige Geschichte des Standorts, der 2005 von der Wienerberger AG übernommen wurde.
Im Anschluss folgte eine anschauliche Erklärung des Produktionsprozesses von Dachziegeln – von der Tonförderung im Nachbarort über die Aufbereitung, das Pressen und Formen, bis hin zum Trocknen, Brennen und Verpacken. Nach einer kurzen Sicherheitsunterweisung ging die Führung los mit der Aufbereitung, in der Ton angeliefert und vermischt wird. Nach mehreren Mühl- und Walzdurchgängen wird der Ton im Sumpfhaus zwischengelagert. Danach wird der Ton in einen Strang gepresst und in Batzen geschnitten. Besonders interessant war zu sehen, wie automatisiert viele Arbeitsschritte mittlerweile ablaufen. So werden die Ziegelrohlinge mit einem Druck von rund 400 Tonnen in Form gepresst und anschließend durchlaufen die Rohlinge eine Trocknungskammer, in der sie mit 80°C – 100°C vorgetrocknet werden. Wir sind den Ziegeln weiter gefolgt über die Engobierung bis zum Brennofen, in dem sie bei ca. 1000°C gebrannt werden. Danach folgte noch die Verpackung auf Paletten.
Zum Abschluss gab es eine Fragerunde, in der unsere fachlichen Fragen ausführlich beantwortet wurden. Die Führung vermittelte einen spannenden Einblick in die industrielle Ziegelproduktion und ergänzte unser bisheriges Wissen ideal um den Bereich der keramischen Baustoffe.
Von: Bärbel Zeuner und Tom Greipel
Berufsbildende Schule 1
Gewerbe & Technik
Am Judensand 12
55122 Mainz
© 2022 Berufsbildende Schule 1
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